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22. März 2020 – Lätare
Wie in den letzten Tagen Knospe um Knospe aufgegangen ist! Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann schimmert es mir weiß, blau, gelb aus dem Garten entgegen. Von den Bäumen und Dächern zwitschern die Vögel.
Wie gut sie mir tun: solche Stimmen und Farben der Lebensfreude in diesen Tagen, wo ich stündlich versucht bin, auf Liveblogs zu schauen. Nachrichtenkanäle. So viele Türen gehen zu, die Straßen sind leer. So viele Menschen sind betroffen, so viel Leid. So viele Bitten, Appelle und Maßnahmen sind wichtig und nötig, dass Schwache geschützt werden.
Auch ich möchte mich bergen, auch ich möchte mich bergen können mit meinen Fragen und Ängsten.
Heute ist Sonntag, Sonntag mit dem Namen Lätare. Es ist der vierte in der Passionszeit. Lätare heißt: Freut Euch! Mitten auf einem immer enger und dunkler werdenden Passionsweg dieser Ruf Freut Euch! Wie Unpassend – oder doch nicht?
Lätare ruft uns auf Farben, auf Stimmen, der Hoffnung, der Lebensfreude zu schauen, sie wahrzunehmen: in den Gärten, in den Bäumen, von den Vordächern und Balkonen. Lätare ruft uns auf das Ende des Weges zu schauen. Auf die Verheißung, dass wir nicht dem Untergang entgegengehen, sondern österlichen Zeit. Lätare lädt uns ein zum Vertrauen, auf den zu schauen, der durch den Tod ins Leben gegangen ist, der lebt und der verspricht: Ich bin da!
Jesu, meine Freude heißt das Lied, das in unserer Kirche an diesem Sonntag besonders benannt ist. Seit Jahrhunderten gebetete Worte geben meinem Blick eine Richtung, nehmen mich mit hinein ins Vertrauen: dass ich mir sicher sein kann, wo auch ich mich bergen kann.
Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu meine Zier:
Ach wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir.
Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden nichts sonst Liebers werden.
Unter deinem Schirmen, bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei.
Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei.
Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken,
Jesus will mich decken.
Pfarrerin Dorothea Münch Text und Markéta Schley Reindlová Orgel
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