Wüstentage

Wüste

Martin Neubauer – Wüstentage

27. März 2020 – Impuls zum Anhören und Mitlesen

Vierzig Tage verbrachte Jesus in der Wüste.
Immer wieder zog er sich „an einen einsamen Ort“ zurück.
Mystiker und Heilige lebten als Einsiedler.
Im Märchen sind das die großen Weisen.
 
Haben Sie auch schon mal gedacht, man müsste „aussteigen auf Zeit“,
sich völlig zurückziehen,
ganz auf sich gestellt sein,
– heraus aus allem Alltäglichen! –
Zeit zum Nachdenken, Meditieren und Beten haben?
 
Nun ist das Vielen unter uns plötzlich aufgezwungen. Es muss sein.
Ungeahnte Zeit für die Familie, die Partnerin oder den Partner – für Zahllose unter uns aber auch Zeit der Einsamkeit!
Eben „ganz auf sich gestellt“.
Die eigene Wohnung wird da plötzlich zur Einsiedelei, zu einer Art Wüstenerfahrung.
Wir konnten uns auf diesen Ausstieg nicht langfristig vorbereiten. Das belastet.
Und Viele von uns bedroht es finanziell.
Wenn ich mich jetzt dagegen auflehne – wird es noch schlimmer!
Es nutzt nichts. Es ist wie es ist.
 
Versuchen wir, irgendwie Ja zu sagen zu den einsamen Stunden,
den Stunden der Trauer,
des Bangens und der Ängste,
des Schmerzes, liebe Nahestehende nicht sehen zu können.
Lassen wir die Befragung dieser Tage zu!
Stellen wir uns – um im Bild von Jesus in der Wüste zu bleiben – auch ihren Versuchungen.
Ohne die Nöte der derzeitigen Krise schön reden zu wollen: nutzen wir sie als Chance!
Es ist ja sowieso die einzige, die wir jetzt haben.
Das Witzwort gewinnt an Tiefe: Du hast keine Chance, aber nutze sie.
Nutzen wir diese Zeit
- als Chance zu Wüstentagen,
- als Übung Verzicht, Einschränkung und Unsicherheit zu ertragen,
- uns selbst auszuhalten,
- als Chance, die unendlich schwierige Aufforderung Jesu, uns nicht um das morgen zu sorgen, als Trost kennenzulernen,
- als Chance, Meditation tiefer und neu zu erfahren.
 
Seit Jahren will ich im Frühling einmal lange, lange den Anblick eines blühenden Baumes meditieren.
Immer bin ich im Trubel des Anstehenden nicht dazu gekommen, bis der Baum verblüht war.
Jetzt ist die Zeit!
Zugemutet oder – geschenkt?
Wir können an der derzeitigen Situation nichts ändern, außer unserer Einstellung zu ihr.
Möge sich so im Aufgezwungenen Heilsames auftun!
Das wünsche ich uns allen.

Von Martin Neubauer


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