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23. April 2020 – Zum Anhören und Mitlesen
Über dem Seiteneingang neben dem Taufbecken unserer Kirche ringelt sich eine Schlange.
Bei genauer Betrachtung züngelt sie uns mit aufgerissenem Maul und spitzen Zähnen recht bedrohlich entgegen. Wie hat sie den Weg hierher gefunden? Diese eherne, also eiserne Schlange begegnet uns zuerst im Buch Numeri des „Alten Testaments“:
„Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“ (Num 21, 6-9)
Was soll diese Geschichte, was soll diese Schlange aber in diesen angespannten Tagen in unsere Gemeinde zischen?
Es glaubt ja wohl keine und keiner von uns, wir müssten nur diese Schlange ansehen und blieben von allen Krankheiten einschließlich auslösender Viren verschont.
Obgleich kühne Heil- und Gesundheitsvorschläge, gewürzt mit obskuren Verschwörungstheorien, derzeit vermehrt durch Internet und Köpfe geistern.
So verbreiten diverse Alternativ-Heiler, wer sich nicht fürchte, ein wenig faste und unbeirrt glaube, der bleibe zweifellos verschont. Fundamentalisten drohen, nur wer ohne Sünde ist, müsse sich nicht fürchten. Und wen es dann doch erwischt, tja – hat eben etwas falsch gemacht. Nicht fest genug geglaubt. Selber schuld.
Aus meiner Sicht, sind dies nicht nur überheblich herzlose, sondern auch gefährliche Haltungen.
Was aber lispelt die eherne Schlange mit ihrer gespaltenen Zunge dann auf uns herab?
Die Antwort findet sich im Johannes-Evangelium: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ (Joh, 3, 14-15)
Der Menschensohn, erhöht durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten war zeitlebens ein Heilender. Aber er ging selbst den Weg des bittersten Leidens und ist dadurch mit jedem irdischen Leid solidarisch.
Das Heil, das Christinnen und Christen von ihm erhoffen, ist kein Hokuspokus, auch keine pseudo-heile Welt der Reinen und Starken, die Kranke und Sterbende ausklammert und mit sich allein lässt. Es ist die Hoffnung, dass am Ende nicht der Karfreitag, sondern Ostern stehen wird. So glaube und hoffe ich, die Schlange flüstern zu hören: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Mt, 28,20) Auch in dieser Corona-Zeit.
Vielleicht mögen ja auch Sie einmal in unserer Kirche verweilen und darauf achten, welche Gedanken und Gefühle die eherne Schlange in Ihnen persönlich weckt?
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