28. August 2020 – Zum Anhören und Mitlesen
Wie viele Entscheidungen haben sie alle heute schon getroffen? Haben sie sich dafür entschieden aufzustehen wenn der Wecker klingelt, oder sich doch nochmal umgedreht? Haben sie sich für Kaffee oder Tee zum Frühstück entschieden, oder dafür, dass es gar kein Frühstück gibt? Haben sie sich dafür entschieden mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, oder doch mit dem Auto? Oder müssen sie gar nicht mehr zur Arbeit und haben sich entschieden, was sie heute machen werden?
Wir müssen permanenten Entscheidungen treffen, es sind so viele, dass sie uns kaum noch auffallen. Auch mir ist erst beim Schreiben dieses Impulses bewusst geworden, wie viele Entscheidungen ich eigentlich treffen muss, bis diese paar Seiten Text hier fertig sind.
Hirnforscher gehen davon aus, dass wir heutzutage bis zu 20.000 Mal pro Tag – mehr oder weniger bewusst – die Wahl haben und uns entscheiden können bzw. müssen. Manche Forscher gehen sogar so weit, zu sagen: So viele Entscheidungen, wie wir heute pro Tag treffen müssen, so viele Entscheidungen hatte ein Mensch früher (also vor einigen Jahrhunderten) in seinem ganzen Leben zu treffen.
Wir müssen permanent Entscheidungen treffen. Beim Einkaufen müssen wir uns überlegen, welche Produkte wir in unseren Korb legen. Abends auf der Couch müssen wir uns für das Lesen eines Buches, das Fernsehschauen oder eine andere Aktivität entscheiden. Hat man sich dann mal entschieden, steht schon die nächste Entscheidung vor der Tür. Welches Buch nehme ich und welches nicht? Für was und Gegen was entscheiden wir uns? In alltäglichen Dingen entscheiden wir oft unterbewusst und automatisch, doch Entscheidungen können uns auch anstrengen, Energie kosten oder Verzweifeln. Solche Entscheidungen hängen oft mit der eigenen Existenz zusammen; Fragen wie es im Beruf oder der Familie weitergeht, beschäftigen einen meist lange, sorgsam will abgewägt werden, was denn nun die (vermeintlich) richtige oder beste Entscheidung ist.
Entscheidungen können uns eine Freiheit eröffnen, aber auch unter Druck setzen.
Alle Mitglieder des Kirchenvorstands unserer Gemeinde haben vor knapp zwei Jahren die Entscheidung getroffen, für den Kirchenvorstand zu kandidieren. Die Entscheidung für ein Gremium, dass dazu da ist, die Entscheidungen für die Gemeinde zu treffen. Eine Entscheidung, die durch ihre Entscheidung, die Entscheidung unserer Gemeindemitglieder, uns zu wählen gültig wurde.
Viele von uns mussten in letzter Zeit viele Entscheidungen treffen. Neben den unterbewussten Entscheidungen unseres alltäglichen Lebens mussten wir im Privaten oder im Beruf, aber auch in der Gemeinde Entscheidungen treffen, wie wir mit der aktuellen Situation umgehen. Diese Entscheidungen waren oft nicht leicht. In unseren Sitzungen haben wir gemerkt, was es alles zu bedenken gibt, bis die Entscheidung für das Sicherheitskonzept unserer Gottesdienste getroffen werden konnte. Entscheidungen, die wir bisher nie treffen mussten. Entscheidungen, für die keiner ein Patentrezept hatte, Entscheidungen die immer abwägungssache waren und weiter sein werden.
Gerade in dieser Zeit ist mir bewusst geworden, wie schön – und hilfreich – es ist, an Gott zu glauben. Das Gefühl und die Bestärkung, dass wir nicht alleine mit unseren Entscheidungen sind, spüren wir meist dann, wenn wir zur Ruhe kommen und auf die – leise – Stimme in uns hören. Da gibt es Zeiten der Unsicherheit und plötzlich das sichere Gefühl eine Entscheidung gut treffen zu können. Wo dieses Gefühl herkommt, können wir uns oft nicht erklären. Aber ich bin mir sicher, Gott hat seine Finger da im Spiel. Wir haben uns für Gott entschieden und er hat sich dafür entschieden, bei uns zu sein und uns beizustehen. Besonders stärkend finde ich in diesen Zeiten einen Psalm. Ein Psalm Davids, der deutlich macht, dass Gott immer da ist. Das er jeden unserer Schritte begleitet und uns auf unserem Weg leitet.
Ich möchte sie nun dazu einladen, diesen Psalm (139) mit mir zu beten.
„HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, dass du, HERR, nicht alles wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, / da ich im Verborgenen gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand: Wenn ich aufwache, bin ich noch immer bei dir. Ach, Gott, wolltest du doch den Frevler töten! Dass doch die Blutgierigen von mir wichen! Denn voller Tücke reden sie von dir, und deine Feinde erheben sich ohne Ursache. Sollte ich nicht hassen, HERR, die dich hassen, und verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit ganzem Ernst; sie sind mir zu Feinden geworden.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege“
Amen
Andacht zur KV-Sitzung am 20.07.2020 (leicht geänderte Version)
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