3. Juli 2020 – Zum Anhören und Mitlesen
Corona hat in diesem Frühjahr viele Feste und Feiern ausgebremst, auch unser Fest zum 30. Jubiläum der Frauenwochenenden in Burglesau zur Vorbereitung des Weltgebetstages.
Weißt Du noch?
Für den Weltgebetstag 1990 kam die Gottesdienstordnung aus der Tschechoslowakei. Frauen hatten dort schon in den Jahren vorher an dieser Ordnung gearbeitet zu dem Thema: Unsere Hoffnung – Gerechtigkeit für alle. Wir haben eine papierne Sonne der Gerechtigkeit auf den Boden gelegt und mit den Strahlen das Wort Gerechtigkeit durchbuchstabiert. Als wir dann schließlich den Weltgebetstag am 2. März 1990 gefeiert haben, gab es das Land Tschechoslowakei auf der Landkarte nicht mehr und die große Hoffnung auf Gerechtigkeit war überall spürbar.
Ich merke, dass die Bilder des Weltgebetstags in mir noch ganz lebendig sind. Ich sehe vor mir drei afrikanische Frauen aus verschiedenen Generationen. Sie tragen unterschiedliche Lasten und sind gemeinsam unterwegs. Ich habe dieses Titelbild vom WGT 1991 aus Kenia in meinem Zimmer hängen und für mich ist das eine tägliche Ermutigung zur Solidarität, einander auch in Coronazeiten zu unterstützen, indem wir die Lasten unserer Mitmenschen wahrnehmen und für sie beten, wenn wir nicht anders helfen können.
Dazu fällt mir der Weltgebetstag 1994 aus Palästina ein. Wir waren alle sehr bedrückt über die Lebensbedingungen unserer Geschwister dort und es hat sich bis heute nichts geändert. Sie haben uns in ihrer Liturgie aber nicht nur von ihren Lasten und Sorgen erzählt, sondern uns auch ein wunderbares Hoffnungsbild geschenkt, das bei mir im Arbeitszimmer hängt.
Auch bei mir hängt es im Zimmer und die große weiße Friedenstaube, die schier nicht zu verscheuchen ist, wird für mich zur festen Zusage Gottes, dass er unsere sehnsuchtsvollen Bitten um Frieden hören wird.
Ja, aber auch unser Zutun zum Frieden ist nötig. Unsere palästinensische Referentin sagte einen Satz, der sich mir eingebrannt hat: Frieden gibt es nicht im Sonderangebot bei ALDI. Ich muss immer daran denken, wenn zwischen-menschliche Konflikte unlösbar scheinen.
Was mir fast täglich einfach gut tut, sind die Lieder der Weltgebetstage. Sie nehmen meine unterschiedlichsten Stimmungen auf: afrikanische und südamerikanische sehr fröhlich und voll Dankbarkeit, palästinensische eher traurig, asiatische manchmal fremd in der Melodie und doch ermutigend in ihren Texten.
Wie oft hab ich gestaunt, dass Frauen, denen es bedeutend schlechter geht als mir, voller Lebenslust singen so wie die Frauen aus Simbabwe in diesem Jahr. Sie singen vom Elend und vom Hunger und tanzen dabei. Unglaublich!
Und tröstlich! Kannst Du Dich z.B. an das Lied „Cantai ao Senhor“ – „Singt Gott unserm Herrn“ erinnern? Es steht heut sogar in unserem Gesangbuch.
Jaja, das haben uns 1988 Frauen aus Brasilien geschenkt, und uns gleichzeitig von der großen Not der meisten Menschen dort erzählt, während einige Wenige fast alles besitzen.
Ich möchte mich anstecken lassen von ihrem fröhlichen trotzigen Glauben.
Einen Segen möchte ich noch weitergeben. Er begleitet uns seit vielen Jahren durch die Weltgebetstagsarbeit.
DER MÜTTERLICH-VÄTERLICHE GOTT SEI DIR NAHE
IN ALLEM, WAS DIR BEGEGNET AUF DEM WEG DEINES LEBENS.
ER UMARME DICH IN FREUDE UND SCHMERZ
UND LASSE AUS BEIDEM GUTES WACHSEN.
EIN OFFENES OHR SCHENKE ER DIR FÜR ALLE,
DIE DEINER BEDÜRFTIG SIND,
SELBSTVERTRAUEN UND DEN MUT, DICH VERWUNDEN
UND HEILEN ZU LASSEN.
IN ALLER GEFÄHRDUNG BEWAHRE ER DIR SEELE UND LEIB
UND LASSE DEIN LEBEN GELINGEN.
Inka Wunderer und Lore Lamprecht
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