Die Hopffer- und die Heumannstraße im direkten Umfeld der Erlöserkirche

Straßenschilder Hopffer- und Heumannstraße mit Erklärung

Die Erlöserkirche wird von vier Straßen umschlossen: vom Kunigundendamm, von der Martin-Luther-Straße, von der Hopffer- und der Heumannstraße.

Die Benennung der Hopffer- und der Heumannstraße erfolgte im direkten Zusammenhang mit der Genehmigung der Baupläne der Erlöserkirche durch den Stadtrat im Frühjahr 1930 auf Vorschlag der Evangelischen Gemeinde. Heinrich Hopffer und Gustav Heumann waren Ende des 19. Jahrhundets nacheinander als Dekane und Stadtpfarrer in Bamberg tätig.

  • 19. Februar 1930
    Genehmigung des Baupläne der Erlöserkirche durch die Oberste Kirchenbehörde in München
  • 18. März 1930
    Benennung der beiden Straßen parallel zur noch zur errichtenden Erlöserkirche nach den Dekanen Hopffer und Heumann in der Vollsitzung des Stadtrates
  • 8. April 1930
    Genehmigung der Baupläne der Erlöserkirche durch den Verwaltungssenat des Stadtrates
  • 3. August 1930
    Grundsteinlegung der Erlöserkirche

Im Vorfeld der Benennung der Straßen kam das städtische Bauamt auf das evangelische Dekanat zu und bat um Vorschläge. Dort wird prompt reagiert und die beiden verstorbenen Dekane der Verwaltung als Namensgeber genannt. Im Bamberger Evangelischen Gemeindeblatt vom April 1930 heißt es dazu: „Von Namen der nachfolgenden verdienten Dekane wurde, weil zeitlich zu nahe gerückt, aus begreiflichen Gründen abgesehen“. Die Vorgänger von Hopffer und Heumann wiederum hatten nur kurze Amtszeiten und sind auch nicht in Bamberg gegraben worden.

In der Sitzung des Stadtrates am 18. März 1930 erfolgte die Benennung von dreizehn neuen Straßen in Bamberg. Dabei kam es zu einer Blockabstimmung über alle dreizehn Neubenennungen, gegen die elf Stadträte stimmten. Das Protokoll vermerkt, dass die Gegenstimmen aus zwei Lagern stammen. Das eine Lager hätte sich eine Straße gewünscht, die nach dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert benannt worden wäre. Heute existiert eine solche. Das andere Lager plädierte für eine Straße, benannt nach dem ersten Reichskanzler Otto von Bismarck, der heute noch auf „seine“ Straße in Bamberg wartet.

Im Adressbuch 1930/31 der Stadt Bamberg werden die Heumann- und die Hopfferstraße jeweils erstmals vermerkt, jedoch noch ohne Bebauung, die erst einige Jahre später erfolgt.

Heinrich Hopffer (1817 – 1886)

Heinrich Hopffer
Bildrechte Stadtarchiv Bamberg
Heinrich Hopffer

Heinrich Hopffer wurde am 28. April 1817 in Kammerstein im heutigen Landkreis Roth geboren und entstammte einer Pfarrersfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Ansbach und studierte anschließend in Erlangen und Berlin Theologie. Nach seiner Ausbildung am Predigerseminar in München hatte er zunächst Seelsorgestellen in Erlangen und Memmingen inne. Am 17. März 1861 wechselte er als Stadtpfarrer und Dekan nach Bamberg zu St. Stephan. Hier wirkte er 25 Jahre bis zu seinem Tod am 16. April 1886 und wurde auch in Bamberg beerdigt. 1875 wurde ihm vom bayerischen König Ludwig II der Titel eines Kirchenrats verliehen. Auf den Titel eines Konstiorialrates verzichtete er später, aus Bescheidenheit und weil damit ein Umzug nach Bayreuth verbunden gewesen wäre.

Hopffer agierte als Mann des Ausgleichs mit der katholischen Mehrheitsgesellschaft und deren Würdenträger. Zum 25-jährigen Dienstjubiläum am 17. März 1886 verlieh ihm die Stadt Bamberg als ersten Protestanten die Ehrenbürgerwürde. In der Urkunde wird auf die vielen und hohen Verdienste während seiner 25-jährigen Amtstätigkeit als Dekan und auch der Mitgliedschaft im „Armenpflegschaftrath“ und der „königlichen Stadtschulen-Commission“ verwiesen.

Heinrich Hopffer Todesanzeige 07.04.1886
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Todesanzeige 17. April 1886

Hopffer war zu diesem Zeitpunkt bereits schon schwer erkrankt und erhielt deshalb die Ehrenbürgerurkunde per Post zugestellt. Im Begleitschreiben der Stadt hieß es, dass Hopffer unter schwierigsten Verhältnissen die Fahne der „confesionellen Duldsamkeit“ stets hochzuhalten wusste und den „religiösen Friede“ gewahrt habe. An sein Krankenbett 1886 eilten dann auch immer wieder hohe Würdenträger des Dombergs. Das Dankesschreiben für die verliehene Ehrenbürgerwürde formulierte aufgrund der fortgeschrittenen Krankheit bereits seine Frau.

Nur vier Wochen nach der Verleihung der Ehrenbürgerwürde, am 16. April 1886, verstirbt Heinrich Hopffer und wurde in Bamberg beigesetzt.

Gustav Heumann (1838 – 1897)

Gustav Heumann Todesanzeigen Bamberger Tagblatt 24.3.1897
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Todesanzeigen 24. März 1897

Gustav Heumann folgte Heinrich Hopffer nach dessen Tod als Stadtpfarrer und Dekan in St. Stephan nach. Auch Gustav Heumann stammte aus einer fränkischen Pfarrersfamilie. Geboren wurde er am 11. März 1838 im oberfränkischen Mittwitz bei Kronach. Allerdings starb sein Vater früh als Heumann erst 7 Jahre alt war, sodass er dann im Pfarrwaisenhaus in Bad Windsheim aufwuchs. Heumann studierte in Erlangen und ein Jahr auch in Leipzig. Wie Hopffer trat auch Heumann danach ins Predigerseminar in München ein. Von 1861 bis 1865 übte er seinen geistlichen Dienst dann als Stadtvikar ebenfalls in München aus. Bereits im November 1865 wechselte er als Stadtpfarrer in die katholische Bischofsstadt Passau. Dort tat er 21 Jahre Dienst. In seiner Passauer Zeit traf ihn ein neuer Schicksalsschlag. Seine Frau Anne stirbt 1870. Ein Jahr zuvor hatte sie noch das einzige Kind des Paares, Gustav jr., zur Welt gebracht.

Nach dem Tod von Hopffer trat Gustav Heumann im November 1886 in Bamberg sein Amt als Stadtpfarrer und Dekan in St. Stephan an. In Bamberg wurde er 1893 zum königlichen Kirchenrat ernannt. Offensichtlich ein ganz anderer Charakter als Hopffer neigte Heumann eher zur kraftvollen konfessionellen Auseinandersetzung mit dem Domberg und der katholischen Presse vor Ort, dem Volksblatt und dem Heinrichsblatt. Erzbischof Friedrich von Schreiber soll, so die Überlieferung, seinen protestantischen Kollegen im Reichsrat angefleht haben, ihm seinen alten Kirchenrat, also den friedfertigen und ökumenisch ausgerichteten Hopffer wieder zu geben. Gleichwohl erfreute sich der tatkräftige Gustav Heumann innerhalb der protestantischen Gemeinde einer großen Beliebtheit. Aufgrund einer Influenza erkrankte Heumann 1892 an einem Herzleiden. Sein Sohn Gustav jr., der ebenfalls in München Theologie studierte, wurde nach Bamberg als 2. Stadtvikar beordert, um dem Vater beizustehen.

Bericht über die Beerdigung Gustav Heumanns im Bamberger Tagblatt 24.3.1897
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Bericht über die Beerdigung 24. März 1897

Das Herzleiden und die damit verbundene schwere Erkrankung begleiteten Heumann die letzten Lebensjahre. Mit erst 59 Jahren verstirbt er am 22. März 1897 hier in Bamberg. Das Bamberger Tagblatt berichtete von einer großen Trauergemeinde anlässlich seines Begräbnisses und auch davon, dass katholische Geistliche am Begräbnis teilnahmen. Die Pfarrgemeinde St. Stephan setzte ihm auf dem Friedhof aufgrund seiner Verdienste und Beliebtheit ein Ehrenmal.

Erläuterungsschilder der Hopffer- und der Heumannstraße

Im Anschluss an den Festgottesdienst zum 90-jährigen Jubiläum der Erlöserkirche am 27. Oktober 2024 enthüllten Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und Pfarrer Walter Neunhoeffer von St. Stephan in Vertretung von Dekanin Sabine Hirschmann offiziell die Erläuterungsschilder an beiden Straßen. Der Kirchenvorstand der Erlöserkirche hatte die Erläuterungsschilder bei der Stadtverwaltung angeregt, um die evangelischen Spuren in der Stadt an dieser Stelle sichtbar zu machen, und war dabei auf Wohlwollen und Unterstützung gestoßen.

Recherche und Text: Andreas Becker November 2024