Die musizierenden Gemeindeglieder tragen zum kirchenmusikalischen Leben an der Erlöserkirche ganz entscheidend bei. Neben dem Kantatenchor, Kinderchor und Posaunenchor werden Gottesdienste und musikalische Veranstaltungen an der Erlöserkirche von einer Reihe von Einzelmusikern bereichert, die entweder solistisch oder in kleineren oder größeren Gruppen und Ensembles mitmusizieren. Jeder Musiker ist herzlich eingeladen die Kirchenmusik an der Erlöserkirche mit seinem Instrument und seinem Können aktiv mitzugestalten!
Zum heutigen Impuls trafen wir uns mit Lukas Friedrich zum gemeinsamen Musizieren auf der Orgelempore. Dabei entstand eine Aufnahme der Sonate C-Dur für Altblockflöte und Orgel des italienischen Barockkomponisten Paolo Benedetto Bellinzani (1690-1757). Zu seinen Lebzeiten war Bellinzani ein angesehener Komponist und als Kapellmeister an den Domen von Udine, Ferrara, Pesaro und Urbino tätig.
Es gab eine Zeit, da war unser Turm noch frei zugänglich. Es war möglich mit Besuchergruppen zu den Glocken hochzugehen. So hatte man als Konfirmand, Vorschulkind oder Teilnehmer einer Kirchenführung die Möglichkeit den Turm zu besichtigen und zwei wunderschöne Ausblicke zu genießen. Einen in die Ferne bis zur Giechburg und dann mehr die Bamberger Altstadt mit ihren vielen Kirchen. Sogar eine kleine „Stadtführung“ war möglich. Von da oben hatte man nicht nur einen schönen Ausblick, sondern auch – jeder für sich – zum Teil widerstrebende Gefühle. Einer hatte ein freudiges Kribbeln im Bauch und beugte sich weit vor übers Geländer. „Wie im Gebirge – so schön hoch. Da fühlt man sich Gott gleich näher.“ Das konnte manch anderer nicht bestätigen. Von innen ein vorsichtiger Blick – das war alles. Aber ist das so? Je höher, umso näher bei Gott? Im Mittelalter hat man sicher so gedacht. Höher, größer, und immer schmuckvoller zur Ehre Gottes.
Und heute?
Immer wieder hört man: In der Natur bin ich Gott näher als in der Kirche. Sicher gibt es Momente, in denen man überwältigt ist von Gottes Schöpfung. Staunend in den Bergen oder am Meer. Aber näher zu Gott heißt nicht weg von unseren Mitmenschen. Sondern gerade in der Begegnung, in der Hilfe füreinander und in der Liebe zueinander ist Gott bei uns. Und darum können wir auch wieder nach unten gehen. 200 Stufen zum sicheren Boden. Und unserer Wege gehen. Gott geht mit.
Im Liederheft für die Gemeinde „Kommt, atmet auf“ steht das Lied 072:
1. Näher, mein Gott, zu dir,
näher zu dir.
Drückt mich auch Kummer hier,
drohet man mir,
soll doch trotz Kreuz und Pein
dies meine Losung sein:
Näher, mein Gott, zu dir,
näher zu dir.
2. Geht auch die schmale Bahn
aufwärts gar steil,
führt sie doch himmelan
zu unserm Heil.
Engel, so licht und schön,
winken aus selgen Höhn.
3. Ist dann die Nacht vorbei,
leuchtet die Sonn,
weih ich mich dir aufs neu
vor deinem Thron;
baue mein Bethel dir und jauchz
mit Freuden hier:
4. Ist mir auch noch verhüllt
dein Weg allhier,
wird nur mein Wunsch erfüllt:
näher zu dir.
Schließt dann mein Pilgerlauf, schwing ich
mich freudig auf:
Näher, mein Gott, zu dir,
näher zu dir.
Text: Sarah F. Adams (1805–1848)
Musik: Lowell Mason (1792–1872)
Ich wünsche Ihnen noch eine gute Woche und bleiben Sie gesund.
Gott begleite Sie auf allen Ihren Wegen.
Zeit zum Gebet – Im inneren Kämmerlein bei einem guten Freund …
‚Ach, immer wieder habe ich mir vorgenommen: heute nehme ich mir endlich einmal Zeit für mich, um zur Ruhe zu kommen - aber jeden Tag kommt mir etwas dazwischen!‘ So klagen mir immer wieder Menschen, die auf der Suche sind nach ihrem ganz eigenen Weg mit Gott - mitten in ihrem Alltag. Andere Menschen haben lange schon ‚ihren Rhythmus‘ gefunden für ihre ganz persönliche ‚Stille Zeit‘ - mit Losungsbüchlein oder ohne, draußen beim Laufen oder am Tisch vor einer Kerze - und sie empfinden diese Zeit als einen wunderbaren Ort der Kraft für ihr Leben.
Wie kann man da nur hinfinden?
Ein Liederdichter aus dem 18. Jahrhundert, Gerhard Tersteegen, macht uns Mut, es einmal mit einer ganz einfachen Vorstellung zu versuchen:
Lass dir’s sein, als wenn in deinem Inwendigen ein heimliches Kämmerlein wäre, da dein Freund Jesus gegenwärtig ist und dich erwartet. Da muss dich nun die Liebe wohl dringen, dass du bisweilen ein wenig Zeit auskaufst, auch wo möglich zur äußeren Einsamkeit, damit du einmal zu deinem Freund ins Kämmerlein mögest hineingehen, um mit ihm unter vier Augen zu reden und ihm zu sagen, wie dir’s geht, und dass du ihn gerne aufrichtig lieben wollest.
Da ist lange schon ein guter Freund bei mir eingezogen, der mich in jedem Augenblick erwartet - ob ich nicht vielleicht einmal kurz bei ihm vorbeischauen mag? Vielleicht gerade jetzt, in diesem Moment? Nicht weil ich es soll, sondern weil er da ist - und weil es Freude macht, einem guten Freund zu begegnen … Wie schön, dass du da bist!
Manchmal kann Musik soviel mehr als Worte. Es ist dann so, als wenn in der Musik die Worte eine tiefere, unaussprechbare Bedeutung erhalten, die uns wärmt, die uns trägt und gewiss macht.
Vor 300 Jahren schreib Johann Sebastian Bach eine solche Musik:
Wohl mir, dass ich Jesum habe,
o wie feste halt ich ihn,
dass er mir mein Herze labe,
wenn ich krank und traurig bin.
Jesus bleibet meine Freude,
meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide,
er ist meines Lebens Kraft,
meiner Augen Lust und Sonne,
meiner Seele Schatz und Wonne;
darum lass ich Jesum nicht
aus dem Herzen und Gesicht.
Lassen Sie uns einfach hören, mit unserem Herzen, auf diesen Trost.
An diesen Briefkasten auf dem Markusplatz hat jemand „Paris“ geschrieben. Vielleicht bedeutet es auch irgendetwas anderes – aber ich lese da P-A-R-I-S. Also stelle ich mir vor, dass jeder eingeworfene Brief nach Paris geht. In die Stadt der Liebe. Jede Rechnung ist ein Liebesbrief. Und jeder standardisierte Werbebrief eigentlich in Parfüm getaucht. Und jedes amtliches Schreiben eine zärtliche Postkarte.
Aber so ist es doch gar nicht, Thomas. Du einsamer Träumer.
In dieser Welt sind Rechnungen wirklich Rechnungen. Und Werbebrief uncharmante Werbungen. Und amtliche Schreiben verkünden das Ausbleiben des Eingangs der Zahlung von betreffender Rechnung mit dem Datum mit der Nummer 123AFXPX.
In dieser Welt denken ausländische Studierende an Heimat – und können dort nicht hin. Und haben kein Geld, weil Corona dafür sorgt, dass sie keinen Job haben. In dieser Welt … Ach, das wisst ihr doch alle selbst.
Worte von Nelly Sachs:
Alles beginnt mit der Sehnsucht.
Immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, Größeres.
Das ist des Menschen Größe und Not
Sehnsucht nach Stille,
nach Freundschaft und Liebe.
An dem Tag, an dem ich keine Sehnsucht mehr verspüre, – das kann ich mir gar nicht vorstellen.
Es kommt ein Tag, an dem alle Briefe Liebesbriefe sein werden. Ich weiß das. Und auch jener Mensch, der „Paris“ auf den Briefkasten schrieb. Wir sind also schon zu zweit.
Es ist Juni, es geht auf den Sommeranfang zu und wir warten auf warme Tage.
Mir ist ein Text des Argentiniers Jorge Luis Borges eingefallen, in dem er davon spricht, was er in seinem Leben alles anders machen würde, wenn er sein Leben noch einmal leben könnte: Er würde weniger perfekt sein, mehr riskieren, mehr entspannen, ein bisschen verrückter sein, als er gewesen ist, er würde versuchen mehr gute Augenblicke zu erleben und, und, und …
Borges endet damit, dass er von Frühlingsbeginn bis in den Spätherbst barfuß gehen würde.
Ich selbst gehe sehr gerne barfuß, zu Hause, in meinem Garten und immer dann, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, spüren, wie sich das Holz des Fußbodens, die Kacheln im Bad, der Sand am Strand, die Kieselsteine auf dem Weg und das Gras auf der Wiese anfühlen. Kinder tun es gerne, schnell ziehen sie ihre Schuhe und Socken aus, wenn sie eine Möglichkeit haben. Versuchen Sie doch auch, sich – egal wo Sie sind – auf Ihre barfüßigen Füße zu konzentrieren und zu spüren.
Wenn unsere Füße nicht eingeschnürt sind in Stoff, Leder oder Plastik, wenn sie ohne eine störende Schicht auf der Erde, dem Untergrund stehen, dann sind wir der Natur näher, sind wir Gott näher.
Im Buch Exodus wird Mose aufgefordert: „Komm nicht näher heran, leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst ist heiliger Boden.“
In vielen Religionen ziehen die Menschen ihre Schuhe aus, wenn sie einen Tempel, eine Moschee, ein Gotteshaus betreten. Wenn das von uns unerwartet verlangt wird, reagieren wir unsicher, überlegen ob unsere Socken, unsere Füße in Ordnung sind.
Nackte Füße verraten etwas über unseren Stand, sind wir zu viel gesessen, haben viele Lasten getragen, waren in zu enge Vorgaben gepresst. Nicht umsonst gibt es die Redensart „Wo drückt dich der Schuh“. Auch einen anderen ver-stehen hat etwas mit unseren Füßen zu tun; es ist oft nicht leicht die Welt aus den Schuhen eines anderen heraus zu betrachten.
Ärzte raten dazu mehr barfuß zu laufen, die Stimulation unserer Fußsohlen wirkt sich positiv auf unsere inneren Organe aus. Der Blutdruck wird reguliert, die Abwehrkräfte werden stimuliert. Das wusste schon Pfarrer Sebastian Kneipp.
Wer seine Schuhe auszieht macht sich verletzlich. Nackte Sohlen machen uns verletzlich – wer aber überall auf dem Boden Scherben und stechende Insekten wittert ist schon verletzt – von der Angst.
Es gibt Menschen, die fühlen sich barfuß näher bei Gott. Der Orden der Barfüßer ist sehr früh gegründet worden.
Barfußgehen als Zeichen der Demut, der Andacht, aber im Mittelalter auch als Zeichen der Reue und der Buße. Franz von Assisi ist barfuß gelaufen, als Zeichen der Armut und Entsagung. Jesus hat seine Jünger ausgesandt, nachzulesen bei Matthäus und Lukas im10. Kapitel und sie aufgefordert alles zurückzulassen, nicht einmal Schuhe bei der Mission mitzunehmen. So sind sie abhängig von Gottes Fürsorge und von der Freundlichkeit und Dankbarkeit der Menschen, die sie treffen.
Und Sie selbst?
Gehen Sie doch mal in die Erlöserkirche oder eine andere Kirche, ziehen Sie ihre Schuhe aus und fühlen Sie die Kühle der Solnhofener Kalksteinplatten, die raue Struktur des Sisalläufers, das Holz unter den Kirchenbänken. Erspüren und erleben Sie den Boden unserer Kirche. Fühlen Sie sich verbunden.
‚Zum Beten gehe ich in den Wald‘, so höre ich immer wieder, oder ‚Mein Waldspaziergang, das ist meine Andacht.‘
Ich denke, oft empfinden wir das so – Natur erleben tut Leib und Seele gut. Da spüren wir Lebens-Kraft, und ahnen, dass das Leben, das wir rings um uns herum sehen können, in Busch und Baum, in Amsel und Eichhörnchen, dass dieses Leben auch in uns ist. Ich selbst fühle mich lebendig, wie von neuem Leben erfüllt, draußen, in der Natur.
Vielleicht wird mir hier auch besonders bewußt, dass ich dazugehöre – im Zirpen der Grillen, im Gesang der Vögel, im Rauschen der Blätter: auch ich bin ein Teil dieser Schöpfung – einfach so – so, wie ich bin.
Und dann ist da das Geheimnisvolle, das Wunderbare, die Schönheit – das, was sich nicht greifen läßt: rätselhaftes Glitzern auf einer Wasserfläche, das Spiel von Licht und Schatten, ein Sonnenstrahl, der nur für einen Moment eine knorrige Verästelung in warmes Licht taucht, dass sie aufleuchtet, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt – und ich staune, und meine, ich lerne: Ich erkenne hier etwas wieder, das mich betrifft – mich ganz persönlich …
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist – ich ahne seine Spuren in meinem Leben: gemacht, so wie ich bin, als ein Teil des Ganzen – und liebevoll angesehen, mit einem Freund an meiner Seite, der mich kennt, und meinen Weg mit mir geht, in aller Unfassbarkeit – unendlich viel größer, und doch einfach da. Der mich aufatmen läßt, in allem, was kommen mag. Hab Dank, mein Gott.