So schön dieses Leben
so zerbrechlich
Der Mond für Augenblicke
Von den dunkel dräuenden Wolken entfernt
Das Lächeln um Haaresbreite
Den trostlosesten Tränen entkommen
Ein Herzschlag für eine Handvoll Zeit
Mit dem meinen im Takt
So gefährdet dieses Leben
und doch
Überstrahlt der vollkommene Schimmer des Monds
Das Schwarz der Nacht
Zeichnet das Lächeln seine Geschichte
Neben die fassungslose Tränenschrift
Bleiben die Herzschläge im Takt
Unverrückbarer Teil meiner Erinnerung
Meiner selbst
So zerbrechlich dieses Leben
so schön
Wenn Dunkelheit die letzten Strahlen verschluckt
Und die Schrecken der Nacht sich rühren
Lass die Hoffnung auf Tageslicht wachsen
Wenn Winterwind die Blätter wegfegt
Und klirrende Kälte uns erstarren lässt
Wecke die Sehnsucht nach Rosenduft
Wenn Abschied unseren Blick beschwert
Und Bangigkeit unser Herz bedrängt
Stimm an den Traum vom Wiedersehen
Wenn unser Atem kurz wird
Und versiegt
Umarme uns mit Deiner Liebe
Gott
Willkommen, Stille,
Breite Dich in mir aus
Ertaste meine gebrochenen Flügel
Spüre mein zerfetztes Herz
Komm, Du,
leiser
als meine verzweifelten Klagen
schweigsamer
als mein wildes Aufbegehren
Komm, Stille,
ich sehne mich nach Dir
Diese Ölbergstation steht vor der Kirche in Burgebrach. Jesus betet darum, dass dieser Kelch vorübergehe und seine Jünger sind müde und schlafen. Diese Skulptur schildert das Geschehen im Garten Gethsemane unmittelbar vor der Verhaftung Jesu.
Auch in unseren Tagen gibt es viel Grund zu beten: Dass der Kelch der Corona-Gefahr an uns vorübergehe, an uns persönlich und unseren Familien, an unserem Land, an unserer Welt.
Wer betet, gesteht sich ein, dass er bedürftig ist, dass er nicht alles im Griff hat und nicht alles machen kann. Wer betet, wendet sich an eine Macht, die größer ist. Diese Macht ist der Urgrund des Lebens. Jesus nennt sie Vater. Zu ihm betet er immer wieder. Auch als er spürt, dass der Tod nahe ist. „Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Im beten ist Jesus ganz menschlich, ist er uns ganz nahe. Und er fügt hinzu: „Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.“
Beten heißt sich seine Bedürftigkeit eingestehen. Aber beten wie Jesus heißt auch einwilligen in den Willen Gottes, sich ihm anvertrauen in allem und trotz allem, was geschieht. Und so betet Jesus im Sterben am Kreuz: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Wer betet, spürt, dass er nicht allein ist, sondern getragen wird von der großen Macht des Lebens.
Diese Erfahrung haben wohl auch viele Menschen in den letzten Wochen gemacht. Sie haben gebetet und sich dabei getragen gefühlt von einem großen Netz, dem Netz der Gebete Anderer, dem Netz der Liebe Gottes. Und das Beten hat ihnen die Angst genommen, hat ihnen Kraft und innere Ruhe geschenkt. Und vielleicht waren es nicht nur ausgefeilte Hygienekonzepte, die uns vor schlimmeren bewahrt haben, sondern eben auch Gebete. Dann wäre Beten sogar systemrelevant.
Und noch eins ist mir eine große Hilfe. Jesus betet, auch wenn seine Jünger mutlos und schläfrig sind. Jesus betet auch für uns heute. Er betet, auch wenn wir müde sind und manches verschlafen wurde. Er betet für die Ängstlichen. Er betet für die Gedankenlosen, die das Problem auf die leichte Schulter nehmen. Er betet für die Sterbenden. Er betet für die, die um das Leben anderer kämpfen. Er betet für die, die Angst haben um ihre Existenz. Er betet für die, die einsam sind, weil niemand zu ihnen kommen kann. Er betet für die Opfer häuslicher Gewalt und auch für die, von denen diese Gewalt ausgeht. Er betet, dass dieser Kelch vorüber geht.
Ist es nicht tröstlich zu wissen, dass da einer ist, der für uns betet, für Jeden und für Jede in ihren jeweiligen bedrohlichen Situationen? Zu wissen, ich bin nicht allein. Jesus ist da und er betet für mich, für uns alle. Er betet auch für die, die nicht mehr beten können, für die, die es aufgegeben haben oder vielleicht nie gelernt haben.
Diese Ölbergstation, wie übrigens andere Ölbergstationen auch, steht nicht in einer Kirche, sondern davor, sozusagen in der Öffentlichkeit. Sie ist allen zugänglich. Das Gebet Jesu gilt nicht nur den Gläubigen, sondern auch Ungläubigen, nicht nur den Frommen, sondern auch den Zweiflern, nicht nur Christen, sondern auch Menschen aus anderen Religionen, auch für die, die meinen nichts zu glauben. Er betet für uns. Wir sind nicht allein.
Kleine grüne Blättchen treibt er aus. Wie ich mich freue. Meinem kleinen Olivenbäumchen im Garten schenke ich besondere Aufmerksamkeit. Nicht, weil er mir einmal prächtige Oliven bringen soll oder gar als Olivenölspender gezüchtet wird. Nein.
Er ist mir ein Erinnerer und lässt mich immer wieder für einen Augenblick abtauchen. Dorthin nämlich, wo ich die wirklichen Olivenbäume gesehen habe. Ich denke an unsere gemeindliche Reise auf den Spuren des Apostels Paulus in Griechenland. An unzähligen Olivenhainen sind wir vorbeigefahren, hatten noch lange das mitgebrachte Olivenöl als Erinnerungsgeschmack. Auch auf unserer eigentlich geplanten ökumenischen Reise nach Jordanien hätten wir sie in diesem Sommer wieder gesehen, die Olivenbaumhaine.
Ein Ort aber ist mir persönlich ein eindrücklichster und auch inhaltsbedeutender Olivenbaum-Ort. Wenn man den Weg von Jerusalem nach Betanien geht kommt man durch das Kidron Tal, einem Bachtal zwischen dem Tempelberg im Westen und dem Ölberg im Osten von Jerusalem. Eine Plantage von Olivenbäumen ist dieses ganze Tal. Hier stehen sie, diese wahren Überlebenskünstler auf kargem Boden. Langsam wachsen sie, und bilden hartes Holz. Wir kennen es von schönem Schnitzwerk, auch von den Weihnachtsbaumanhängern. Sie werden alt, hunderte, bis zu tausende Jahre sind für Olivenbäume keine Seltenheit. Und im Allgemeinen gilt zudem die Regel: „Je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.“
Die Oliven kann man essen aber vor allem sind die Steine dieser Früchte begehrt. Wenn man sie unter hohem Druck kalt auspresst, erhält man kostbares Olivenöl. Direkt in der Plantage am Fuße des Ölbergs gab es deshalb auch eine Ölmühle beziehungsweise Ölpresse. Nach ihr war der ganze Olivenhain benannt worden: Gethsemane, zu Deutsch Ölpresse.
Morgen werden wir in der Andacht Gedanken über Ereignisse in diesem Ölberg hören. An Orte erinnert mit mein Olivenbäumchen. Ich reise in Gedanken bei seinem Anblick immer wieder dorthin. Seine Zweige erinnern mich auch an eine symbolträchtige Geschichte. Die Taube kommt wieder zu Noah zurück auf die Arche, sie trägt einen Olivenbaumzweig im Schnabel. So weiß Noah: bald ist da wieder im wahrsten Sinne des Wortes „Land in Sicht“, so dass seine Familie und alle Tiere wieder ihr normales Leben aufnehmen können. Damit steht der Olivenbaumzweig bis heute für die Hoffnung auf neues Leben, auf Frieden und Versöhnung.
Mein Olivenbäumchen. – Es ermutigt mich, zu Durchhaltevermögen und Beständigkeit. Das Zutrauen zu behalten, dass aus Krummem und Bitterem etwas Gutes werden kann. Und dem neuen Leben, dem Frieden und der Versöhnung zu vertrauen.
Denn so heißt es in Psalm 53:
Ich werde bleiben wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes; ich verlasse mich auf Gottes Güte immer und ewig.
Der Monat Mai neigt sich zwar langsam seinem Ende zu, trotzdem bleibt das bekannte Lied „Komm, lieber Mai und mache die Bäume wieder grün“ als musikalische Hommage an die Natur und die Schöpfung in uns noch lange präsent.
Die bekannteste Vertonung des Textes von Christian Adolph Overbeck schuf Wolfgang Amadeus Mozart unter dem Titel Sehnsucht nach dem Frühlinge. Mozart komponierte das Lied gemeinsam mit zwei weiteren Liedern (Der Frühling und Das Kinderspiel) am 14. Januar 1791. Die drei Lieder erschienen in der Liedersammlung für Kinder und Kinderfreunde am Klavier.
Das Motiv der Melodie verwendete Mozart als Thema des Schlusssatzes seines wenige Tage zuvor fertiggestellten Klavierkonzerts Nr. 27 B-Dur (KV 595). Dieser Satz wurde in einer Rondo-Form komponiert, was bedeutet, dass das Hauptthema des Liedes immer wieder zurückkehrt.
Ich lade Sie ein drei Strophen dieses Liedes mitzusingen. Anschließend erklingt ein kurzer Abschnitt des 3. Satzes aus dem Klavierkonzert B-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart.
Sehnsucht nach dem Frühlinge
Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün,
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blüh’n!
Wie möcht’ ich doch so gerne
ein Veilchen wieder seh’n!
Ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren geh’n!
Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel;
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch’ Abendspiel;
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt’s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land.
Ach, wenn’s doch erst gelinder
und grüner draußen wär’!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring’ vor allem
uns viele Veilchen mit!
Bring’ auch viel Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit!
Es musizieren Kristina Schley (Querflöte), Marcus Schley (Kontrabass) und Kantorin Markéta Schley Reindlová (Klavier)
Ich mag es sehr, in unsere Erlöserkirche hineinzugehen: sobald ich die Schwelle überschreite, umfängt sie mich – ich fühle mich mit hineingenommen in die besondere Atmosphäre dieses Raumes – und es ist noch so viel Freiraum nach oben …
Viele Menschen kommen hierher, und manchmal erzählen sie mir fast entschuldigend: „Also, eigentlich zum ‚beten‘ komme ich ja nicht. Es tut mir einfach gut, hier zu sein, hier ganz still zu sitzen – eine Kerze anzünden, und dann gehe ich wieder.“
Mir scheint, das ist eine ganz wunderbare Art, einfach durch mein Da-Sein Gott die Ehre zu geben – ein Zusammensein von Vertrauten, die keine Worte brauchen.
Mutter Theresa wurde einmal gefragt, was sie in ihrer täglichen Gebetszeit eigentlich mache, und sie antwortete darauf, dass sie „Gott anschaue, und er sie, und sie sich aneinander freuen.“ Das ist für mich eine der schönsten Beschreibungen dessen, was Gebet sein kann.
Einfach
nur da sein
nichts muss ich tun
nichts muss ich können
nichts besser machen
nichts verteidigen
nichts muss ich erklären
nichts
…
Einfach nur
da sein
Da sein
in mir
spüren, wie es atmet
in mir
Da sein
bei dir
dein Atem
in mir
nur
Ich
und Du
Zum gemeinsamen Mit-Beten für andere:
Heute denken wir vor Gott besonders an hier Studierende aus anderen Ländern, die durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise stark betroffen sind, und sich sorgen um ihre Familien zu Hause.
Und wir erbitten Gottes Segen für alle Kinder, deren Leben geprägt ist von Hunger, Krieg und Flucht.
Ursprünglich komponiert von den beiden deutschen Komponisten Uli Roever und Michael Korb zählt dieser Titel wohl zu den bekanntesten Dudelsack-Melodien auf der Welt.
Er wurde von vielen traditionellen Pipes & Drums Besetzungen publiziert und sogar als neue schottische Hymne vorgeschlagen. Es gibt unzählige Texte zu der Melodie, auch in deutscher Sprache.
Einer der Texte stammt von Werner Bonfig, mit der Überschrift „Steh wieder auf“.
Steh wieder auf
Du wolltest immer nur der Siege sein.
Du hast verloren, fühlst dich nun allein.
Du bist gefangen und willst dich befreien.
Kannst nicht mehr atmen, nicht um Hilfe schreien.
Doch tief in dir, wo die Seele wohnt,
Da spürst du doch die Kraft, fühlst, dass es sich lohnt.
Schau nach vorn, auf den Weg vor dir.
Für dich öffnet sich eine Tür.
Steh wieder auf, bist du auch down und leer.
Auch wenn du glaubst dich will nun keiner mehr.
Lass nicht dem Schicksal einfach seinen Lauf.
Schau in den Spiegel und steh wieder auf.
Steh wieder auf bist du auch down und leer.
Auch wenn du glaubst, dich braucht nun keiner mehr.
Lass nicht dem Schicksal einfach seinen Lauf.
Schau in den Spiegel und steh wieder auf.
Hab Vertrauen, wirf die Zweifel fort.
Der Angst gib keinen Raum, wirf sie über Bord.
Schau nach vorn, auf den Weg vor dir.
Und geh noch einmal durch die Tür.
Steh wieder auf, wenn du am Boden liegst.
Glaube daran, dass du noch einmal siegst.
Lass nicht dem Schicksal einfach seinen Lauf.
Schau in den Spiegel und steh wieder auf.
Mir gibt es Zuversicht, diese Worte zurzeit zu lesen. Dazu lade ich Sie ein, denken Sie sich den Text gerne auch zur Melodie.
Wir zeichnen diesen Gottesdienst auf und stellen das Video hier im Laufe des Tages zur Verfügung.
„Himmelwärts“ – Angebot des Dekanats Bamberg
Vier Gemeinden aus dem Süden des Dekanatsbezirkes Bamberg finden sich an Himmelfahrt im Netz zusammen. Zum Thema „Himmelwärts“ ist ein kurzer Gottesdienst entstanden, in dem die Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Sicht auf den Himmel erklären. Der Gottesdienst ist als Video auf YouTube abrufbar.
Ich vermisse diesen Ort, er riecht schon so besonders. Das gedämpfte Licht und jemand hat alles vorbereitet. Alles geordnet und ich setze mich hin. Vielleicht kenne ich auch jemanden, dann nicken wir uns zu und vielleicht auch nicht und dann schaue ich nur neugierig wer sonst noch so da ist.
Also geht es los, es wird dunkel, nur ein wenig Licht noch. Das Schauspiel beginnt, die Figuren treten auf, verkleidet oder nicht. Und sie erzählen eine Geschichte, ihre Geschichte und wenn es gut geht, dann wird es auch zu meiner Geschichte. Dann haften sich die gesprochenen Worte an mein Leben an und verändern mich. Fragen nach meinem Leben und hinterfragen mein Leben.
Die Musik ist wichtig, ohne sie geht es nicht. Und die Bilder, die mir vor Augen gemalt werden. Schließlich ist es fertig. Noch kurz Musik zum Abspann und schließlich stehe ich auf, kann wieder den Kopf heben, der vorher gebeugt war. Nehme meine Jacke und gehe. Verabschiede mich vielleicht noch. Einen Plausch an der Tür, vielleicht noch ein Getränk und ich gehe nach Hause … und bin ein anderer als ich vorher war.