Dietrich Bonhoeffers Glaubensbekenntnis
17. Juli 2020 – Dietrich-Bonhoeffer-Woche
Ich glaube… an was eigentlich? Oder an wen? Und wie kann ich das ausdrücken?
Wenn man sich mit anderen Menschen über diese Fragen austauscht, ist schnell klar: es gibt keine einfache und schon gar keine identische Antwort. Jeder und Jede von uns setzt andere Schwerpunkte. Jeder und Jedem von uns ist anderes im gemeinsamen christlichen Glauben wichtig. Aufzuschreiben, woran wir glauben, bedeutet daher viel Arbeit, viel Diskutieren und vielleicht sogar Streit. Aber trotz unserer Glaubensvielfalt gibt es sie. Die Glaubens-Texte, die uns vereinen. Die Glaubensbekenntnisse von anderen Menschen, die sehr gut ausdrücken, was auch ich persönlich glaube. Texte, an die ich mich dranhängen kann, die ich mitsprechen kann.
Besonders berührend sind für mich Glaubensbekenntnisse, die nur von einem einzelnen Menschen geschrieben wurden. In ihnen wird eine ganz persönliche Sichtweise auf Gott und die Welt in wenigen Worten komprimiert.
1943, bereits im Gefängnis, schrieb auch Dietrich Bonhoeffer ein Glaubensbekenntnis. Sein Glaubensbekenntnis. Dieser Text beeindruckt mich immer wieder durch die Zuversicht und das Gottvertrauen, das darin ausgedrückt wird. Und ich kann mich darin wiederfinden mit dem, was ich glaube.
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer, Einige Glaubenssätze über das Walten Gottes in der Geschichte, in: Widerstand und Ergebung, Prolog
Zur Übersicht Wir sind für Sie da!