Die gemeine Wegwarte. Die Schöne. Himmelblaue. Geheimnisvolle. Zeigerin auf der Blumenuhr.
Heilpflanze des Jahres 2020.
Schon als Kind hat mich diese blaue Blume begeistert. Sie steht am Wegrand und wartet – worauf? Auf wen?
Im Mittelalter gab es eine Sage: Ein blauäugiges Mädchen wartet geduldig und treu auf den Geliebten – der nicht wiederkehrt.
Die Gemeine Wegwarte öffnet ihre Blüten zwischen 5 und 6 Uhr morgens, strahlend blau und schließt sie zwischen 11 und 12 Uhr mittags. Dann steht sie eher unscheinbar, silbergrau und stacksig bis zum nächsten Morgen.
Sie ist genügsam, aber fest verwurzelt mit einer Pfahlwurzel, die in etwa so lang sein kann, wie die Pflanze hoch ist. In ihr versteckt sie wertvolle Stoffe, die ihr zum Überleben verhelfen und uns – richtig angewendet – heilende Wirkung bringen. So kann sie den Zuckerhaushalt und auch die Verdauung positiv beeinflussen und ist laut neuesten Studien ein Mittel gegen Stress.
Die Wegwarte ist essbar: die Blätter und Blüten im Salat, die Wurzel geröstet und gemahlen als Zichorienkaffee.
Und dann entdecken wir ein weiteres Geheimnis. Chicoree, Zichoriesalat, Radicchio alles uns bekanntes Gemüse, weitergezüchtet aus der Gemeinen Wegwarte.
Die Wegwarte steht dort am Wegrand und wartet – auf uns?
So schön, so wertvoll ist die Natur, die Schöpfung Gottes. Warten wir nicht, sondern gehen hinaus und entdecken wir die Natur.
Haben Sie eigentlich einen Lieblingsbibelvers? Einen, der Ihnen etwas bestimmtes sagt, der Ihnen Trost spendet, der Sie herausfordert, der Sie fröhlich stimmt?
Heute werde ich nicht viel erzählen, heute sind Sie selbst dran.
Nehmen Sie sich Zeit, in der Sie ungestört sein können. Suchen Sie sich Ihre Bibel und gehen Sie auf die Suche. Nach Versen, die Sie ansprechen, die Sie nachdenklich machen, die Sie berühren. Wenn Sie schon einen konkreten Vers im Sinn haben, suchen Sie den heraus. Und dann überlegen Sie, warum dieser Vers die Wirkung hat, die er hat. Was er Ihnen sagt, was er Ihnen bedeutet. Für Ihren Glauben und für Ihren Alltag. Schreiben Sie ihn auf ein Stück Papier und legen Sie das in die Bibel, damit sie Ihren Vers wiederfinden. Und vielleicht kommen ja irgendwann noch weitere Zettel dazu.
Ob er (oder sie?), jedenfalls ob Gott sich das am Anfang gedacht hat, dass das einmal zum Problem werden könnte,
das Atmen?
Dass man sich einmal vor dem Atem Anderer schützen muss?
Und Andere vor dem eigenen Atem?
Dass der Atem, der uns ja irgendwie mit allen Lebewesen verbindet
zum Einfallstor von Krankheit und Tod werden kann?
Der Atem prägt unser ganzes Leben,
vom ersten Schrei eines Neugeborenen
bis zum letzten Atemzug eines Sterbenden.
Wer lebt atmet,
nur Tote atmen nicht.
Atmen, das heißt einatmen und ausatmen
Menschen atmen, Tiere atmen, Bäume atmen.
Ein und aus, Spannung und Entspannung
Im immer wieder gleichen Rhythmus.
Da gibt es den langen Atem der Hoffenden
und die Kurzatmigkeit der Geängsteten.
Der Atem kommt nicht aus uns selbst.
Er wurde uns eingehaucht, geschenkt,
uns und allem Leben.
Der Atem kommt vom göttlichen Urgund des Seins,
von Gott.
Ohne Atem kein Leben.
Ohne Gott kein Leben.
Odem, Hauch, Ruach, Pneuma, Spiritus, Geist,
das ist es, was uns Menschen ausmacht.
Von der weiblichen Ruach im alten Israel
über das neutrale Pneuma in Griechenland
bis zum männlichen Spiritus in Rom
wurde der Geist im Laufe der Jahrhunderte
immer männlicher,
und männliche Hierarchien meinen,
dass allein sie ihn verwalten.
Aber das nur nebenbei.
Der Geist, etwas, das uns von Gott eingehaucht wurde.
Und wenn der Atem von Gott kommt,
dann atmet auch Gott
und mit ihm seine ganze Schöpfung.
Gott ist Geist,
Gott ist Ruach,
Gott ist Atem,
Einatmen und ausatmen,
nichts Starres, Unbewegliches,
sondern pulsierendes Leben.
Nur einmal hat dieser Atem ausgesetzt
Und die ganze Schöpfung hat den Atem abgehalten.
Die Erde hat gebebt,
die Sonne sich verfinstert.
Nach dem Todesschrei:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Die Menschen hatten den Menschensohn, den Gottessohn,
Gott, die Liebe getötet.
Aber dann kam der dritte Tag:
Der Atem setzte wieder ein,
das Leben kehrte zurück:
Auferstehung.
Und fortan breitet er sich aus:
Der Atem der Hoffnung,
der Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit.
Aber jetzt, – jetzt wird der Atem zum Problem.
Er kann infizieren.
Er kann Keime in sich tragen,
Keime des Todes.
Ich kann am Atem Anderer sterben.
Und Andere an meinem Atem,
wenn ich infiziert bin.
Ob er (Oder sie?) sich das gedacht hat, dass der Atem einmal zum Problem werden könnte?
Ich weiß es nicht.
Was ich aber weiß,
dass ich ohne diesen Atem nicht leben kann.
Und so will ich fröhlich und dankbar
Einatmen und ausatmen.
Dankbar mit jedem Atemzug
für die Luft und das Leben,
das mir geschenkt wurde.
Behutsam und achtsam auf die schauen,
die auch von diesem Atem leben,
von dem Atem Gottes,
und mit denen ich durch diesen Atem verbunden bin,
die Menschen um mich herum und in der Ferne,
meine Freunde und meine Feinde,
Die Tiere und die Pflanzen,
seine ganze Schöpfung.
1. September 2020 – Zum Anhören und Mitsingen und Beten
♫ Kommt her zu mir
Aus Psalm 126
Als der Herr uns aus der Gefangenschaft heimführte,
da waren wir alle wie Träumende.
Da war unser Mund voll Lachen
und unsere Zunge voll Jubel.
Da sagte man unter den andern Völkern:
Der Herr hat Großes an ihnen getan.
Ja, Großes hat der Herr an uns getan.
Und wir waren voller Freude.
Wende doch, Herr, unser Geschick,
wie du versiegte Bäche in der Wüste wieder füllst.
Die mit Tränen säen,
werden mit Jubel ernten.
Sie gehen hin unter Tränen
und tragen den Samen zur Aussaat.
Sie kommen wieder mit Jubel
und bringen ihre Garben ein.
♫ Ubi caritas
Lesung
Paulus schreibt: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (1 Korinther 13,1–9.13)
Fürbitten
♫ Kyrie
Für alle, die fern der Heimat leben müssen, die Auswanderer, die Vertriebenen und Flüchtlinge.
Für die Leidgeprüften, für alle, die angewiesen sind auf Hilfe und Barmherzigkeit.
Für uns alle, dass wir uns den Menschen zuwenden, die uns anvertraut sind.
♫ Kyrie
Befreie uns von aller Angst, Herr, wir bitten dich.
Lass uns Wege finden, die Güter der Erde besser unter allen zu teilen.
Lass uns das Staunen über deine Schöpfung nicht verlernen. Herr, wir bitten dich.
Der Dichter und Humorist Christian Morgenstern (1871-1914) ist in unserem Gesangbuch mit einem Abendgebet vertreten, das uns hineinführt in die Stille der Nacht, in der so manches Un-Klare ‚zu freundlicher Vollendung‘ reifen darf – ein Friedens-Gebet ganz eigener Art an diesem Montagabend.
O Friede, der nun alles füllet,
erfüll auch uns mit süßer Ruh,
und bis ein Tag sich neu enthüllet,
deck uns mit trauten Träumen zu.
Wie manches, was des Tages Wille
mit rechter Klarheit nicht ergreift,
dem hilf, dass es in deiner Stille
zu freundlicher Vollendung reift.
Wen Schicksalsschläge grausam trafen,
den lass vergessen, was geschehen;
wer neid- und haßerfüllt entschlafen,
den laß versöhn den Morgen sehn!
So allem, dem gleich uns auf Erden,
zuteil des Lebens schwankes Los,
lass deines Segens Tiefe werden,
gib Kraft aus deinem heil’gen Schoß!
Wie viele Entscheidungen haben sie alle heute schon getroffen? Haben sie sich dafür entschieden aufzustehen wenn der Wecker klingelt, oder sich doch nochmal umgedreht? Haben sie sich für Kaffee oder Tee zum Frühstück entschieden, oder dafür, dass es gar kein Frühstück gibt? Haben sie sich dafür entschieden mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, oder doch mit dem Auto? Oder müssen sie gar nicht mehr zur Arbeit und haben sich entschieden, was sie heute machen werden?
Wir müssen permanenten Entscheidungen treffen, es sind so viele, dass sie uns kaum noch auffallen. Auch mir ist erst beim Schreiben dieses Impulses bewusst geworden, wie viele Entscheidungen ich eigentlich treffen muss, bis diese paar Seiten Text hier fertig sind.
Hirnforscher gehen davon aus, dass wir heutzutage bis zu 20.000 Mal pro Tag – mehr oder weniger bewusst – die Wahl haben und uns entscheiden können bzw. müssen. Manche Forscher gehen sogar so weit, zu sagen: So viele Entscheidungen, wie wir heute pro Tag treffen müssen, so viele Entscheidungen hatte ein Mensch früher (also vor einigen Jahrhunderten) in seinem ganzen Leben zu treffen.
Wir müssen permanent Entscheidungen treffen. Beim Einkaufen müssen wir uns überlegen, welche Produkte wir in unseren Korb legen. Abends auf der Couch müssen wir uns für das Lesen eines Buches, das Fernsehschauen oder eine andere Aktivität entscheiden. Hat man sich dann mal entschieden, steht schon die nächste Entscheidung vor der Tür. Welches Buch nehme ich und welches nicht? Für was und Gegen was entscheiden wir uns? In alltäglichen Dingen entscheiden wir oft unterbewusst und automatisch, doch Entscheidungen können uns auch anstrengen, Energie kosten oder Verzweifeln. Solche Entscheidungen hängen oft mit der eigenen Existenz zusammen; Fragen wie es im Beruf oder der Familie weitergeht, beschäftigen einen meist lange, sorgsam will abgewägt werden, was denn nun die (vermeintlich) richtige oder beste Entscheidung ist.
Entscheidungen können uns eine Freiheit eröffnen, aber auch unter Druck setzen.
Alle Mitglieder des Kirchenvorstands unserer Gemeinde haben vor knapp zwei Jahren die Entscheidung getroffen, für den Kirchenvorstand zu kandidieren. Die Entscheidung für ein Gremium, dass dazu da ist, die Entscheidungen für die Gemeinde zu treffen. Eine Entscheidung, die durch ihre Entscheidung, die Entscheidung unserer Gemeindemitglieder, uns zu wählen gültig wurde.
Viele von uns mussten in letzter Zeit viele Entscheidungen treffen. Neben den unterbewussten Entscheidungen unseres alltäglichen Lebens mussten wir im Privaten oder im Beruf, aber auch in der Gemeinde Entscheidungen treffen, wie wir mit der aktuellen Situation umgehen. Diese Entscheidungen waren oft nicht leicht. In unseren Sitzungen haben wir gemerkt, was es alles zu bedenken gibt, bis die Entscheidung für das Sicherheitskonzept unserer Gottesdienste getroffen werden konnte. Entscheidungen, die wir bisher nie treffen mussten. Entscheidungen, für die keiner ein Patentrezept hatte, Entscheidungen die immer abwägungssache waren und weiter sein werden.
Gerade in dieser Zeit ist mir bewusst geworden, wie schön – und hilfreich – es ist, an Gott zu glauben. Das Gefühl und die Bestärkung, dass wir nicht alleine mit unseren Entscheidungen sind, spüren wir meist dann, wenn wir zur Ruhe kommen und auf die – leise – Stimme in uns hören. Da gibt es Zeiten der Unsicherheit und plötzlich das sichere Gefühl eine Entscheidung gut treffen zu können. Wo dieses Gefühl herkommt, können wir uns oft nicht erklären. Aber ich bin mir sicher, Gott hat seine Finger da im Spiel. Wir haben uns für Gott entschieden und er hat sich dafür entschieden, bei uns zu sein und uns beizustehen. Besonders stärkend finde ich in diesen Zeiten einen Psalm. Ein Psalm Davids, der deutlich macht, dass Gott immer da ist. Das er jeden unserer Schritte begleitet und uns auf unserem Weg leitet.
Ich möchte sie nun dazu einladen, diesen Psalm (139) mit mir zu beten.
„HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, dass du, HERR, nicht alles wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, / da ich im Verborgenen gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand: Wenn ich aufwache, bin ich noch immer bei dir. Ach, Gott, wolltest du doch den Frevler töten! Dass doch die Blutgierigen von mir wichen! Denn voller Tücke reden sie von dir, und deine Feinde erheben sich ohne Ursache. Sollte ich nicht hassen, HERR, die dich hassen, und verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit ganzem Ernst; sie sind mir zu Feinden geworden.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege“
Amen
Andacht zur KV-Sitzung am 20.07.2020 (leicht geänderte Version)
An einem Hochsommertag bei der Gemeindefreizeit im letzten Jahr ist dieses Bild entstanden. Verschiedene Hände strecken sich hin zum Wasser. Ich kann mich noch gut erinnern: Kühles Nass auf der Haut – wie wunderbar erfrischend nach dem Spaziergang unter heißer Sonne!
Dass wir und wie wir Pflanzen, Tiere, der Boden nach Wasser lechzen – noch vor ein paar Tagen hatten wir das deutlich gespürt. Und seitdem ist längst nicht ausreichend Regen gefallen, um der Trockenheit abzuhelfen.
Ohne Wasser kein Leben.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag auf der Tiefe und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.
Bereits die Schöpfungserzählung im 1. Buch Mose spricht davon, was in unserer Zeit wissenschaftlich bewiesen wurde: Wasser ist das Urelement des Lebens. Am Anfang war und ist Wasser. Mehr als zwei Drittel der Erde sind von Wasser bedeckt, doch nur 0,3 Prozent davon sind für uns trinkbar.
Wie kostbar ist sauberes Wasser! Und ich lese: Ein einziger Öltropfen verschmutzt einen Kubikmeter Wasser! Ein Zigarettenstummel, unachtsam weggeworfen, verseucht schon 40 Liter Grundwasser.
Wie selbstverständlich nehmen wir es hin, dass bei uns sauberes Wasser aus den Hähnen fließt, ein unschätzbares Privileg, das 2,2 Milliarden Menschen dieser Welt nicht haben.
Alles Leben gründet im Wasser. Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Auf dieser ganzen Erde strecken sich Hände nach ihm aus.
Sommerfrische – was für ein schönes, etwas altertümliches, kaum mehr verwendetes Wort! Ursprünglich stand es für freie Tage in der Hitze des Sommers, wenn es die Städter hinauszog aufs Land, ans Wasser, an irgendeinen erholsamen, möglichst idyllischen Ort.
Poetisch wurde „Sommerfrische“ auch zum Ausdruck für jede Form von erquickenden Momenten in den heißen Tagen. Es ist eigentlich ganz leicht, sich so eine Sommerfrische zu bereiten. Wie? Das sagt uns Joachim Ringelnatz in einem zauberhaften, fast meditativen Gedicht.
Ach ja, und natürlich heißt es auch auch:
Sommerfrische
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.
Mit oder ohne Mundharmonika – auf den Versuch kommt es an!